Interview mit HORIZONT Online: „Wir erfassen Deutschlands Seele“
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Marktforschung – was macht die Pandemie dauerhaft mit den Menschen? Markus Küppers gibt die Antworten dazu …
… im Interview mit Jürgen Scharrer, Chefredakteur, Horizont.
Herr Küppers, muss man sich um die deutsche Marktforschung Sorgen machen, sind die Stellenstreichungen bei Kantar ein Fanal für die Branche? Wenn Dickschiffe wie Kantar sich kurzfristig verschlanken, bedeutet das nicht zwingend, dass sie große Probleme haben – die machen das ja immer wieder mal. Eine volkswirtschaftliche Krise, wie wir sie jetzt haben, trifft immer zuallererst diejenigen, die weniger tiefe Taschen haben – also kleine Institute und die zahllosen Freiberufler.
Und hier wird es eine Pleitewelle geben? Ja, bei den Kleinen, die oft von einem oder zwei Kunden abhängig sind, wird es ein großes Aussieben geben. Ich sage das ganz ohne Hochmut, wir waren ja selbst mal eine kleine Bude und haben in unserer Anfangszeit 90 Prozent der Umsätze mit nur einem Kunden gemacht. Neben der Größe ist der zweite entscheidende Faktor, ob sie als Institut Ihren Kunden wirklich einen Mehrwert liefern oder nur deswegen zum Zug kommen, weil sie günstigere Preise bieten. In der Krise konsolidieren sich die Beziehungen. Man arbeitet als Unternehmen dann mit den Dienstleistern zusammen, auf die man sich wirklich verlassen kann.
Die entscheidende Frage ist doch, ob die Umsätze insgesamt sinken, die Unternehmen also Budgets dauerhaft kürzen. Man muss davon ausgehen, dass Budgets grundsätzlich zurückgefahren werden, ja, der einsetzende Qualitätswettbewerb war eigentlich überfällig. Die Unternehmen sparen ja nicht aus einem Angstreflex heraus, sondern aus schierer betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit. Das Geld ist einfach nicht mehr da. Und wie bei jeder Krise sieht man die Auswirkungen nicht sofort, sondern erst mit einer gewissen Verzögerung. Corona und die Folgen werden uns also noch eine ganze Weile beschäftigen.